Lombok

Unser Wochenend-Trip nach Lombok begann um 02:00 morgens. Mit am Start waren mein Travelbuddy Luca, meine beiden Mitbewohnerinnen Nathalie (aka Naddolf) und Valeria (noch ohne passenden Spitznamen) und Mamo, den wir ein paar Tage vorher am Strand kennengelernt hatten. Nach eineinhalb Stunden im Gojek erreichten wir schließlich den Hafen von Padang Bai und sicherten uns 5 der Bänke zum Schlafen. Die Alternative wären 5 Matten auf dem Boden der Fähre gewesen, die uns der Fährboy viel zu überteuert anbot. Wir entschieden uns zum Glück dagegen. Mit 1,5 Stunden Verspätung, viel zu lauter Musik und einem Riesen-Kakerlaken-Zwischenfall (wieder einmal waren wir froh darüber, die schwäbische Variante gewählt zu haben und nicht auf den Matten auf dem Boden zu schlafen) legten wir schließlich um kurz vor 05:00 ab. Geweckt vom Sonnenaufgang (bzw. Naddolf) genossen wir unser Nasi Goreng mit extra Knoblauch um 06:00 morgens in der frischen Brise. Der Toiletten-Besuch war auch hier auf der Fähre eine Enttäuschung und wieder einmal erfreute ich mich meiner Feuchttücher. Mamo glaubte währenddessen, Delfine und fliegende Fische gesehen zu haben. Ich bin eher der Meinung, dass das der Plastiklöffel war, den Valeria vor Schreck über den doch etwas seltsamen Geschmack ihres Bubur Itam Frühstücks (schwarzer Reis, Kokosmilch und noch weitere undefinierbare Substanzen) aus der Hand verloren hatte. #shameonyou! Da kam die Beach Cleanup Aktion am nächsten Tag genau richtig, um das Karma wieder aufzubessern…

Auf Lombok entschieden wir uns für den Ort Kuta, wo wir in den „OYO Anda Bungalows“ untergebracht waren. Laut mehrerer Empfehlungen sei Kuta wohl DER Hotspot auf Lombok. Davon sahen wir bei unserer Ankunft und den folgenden Stunden am Strand allerdings nicht sehr viel. Der Ort erinnerte eher an einen verlassenen Ferienort. Aus Entspannen am Strand wurde auch nichts, da wir innerhalb kürzester Zeit von einer Schar Frauen und Kindern umringt waren, die uns um alles in der Welt ihre Sarongs, Armkettchen, Ananas und Kokosnüsse verkaufen wollten. Ein „Nein danke“ oder auf Bahasa Indonesia „Tidak, Terima kasih“ wurde nicht akzeptiert, denn schließlich waren momentan ja einfach keine Touris da und an irgendjemanden müssten die Sachen ja verkauft werden. So machten wir uns nach kurzer Zeit wieder auf den Weg zurück zu unserer Unterkunft. Ein Nachmittag am Pool kann ja auch ganz schön sein.

 

Am Abend erwachte das Örtchen dann unerwartet zum Leben. Surfer kehrten von ihren Ausflügen zurück und Restaurants und Bars lockten mit ihren Angeboten. Wir entschieden uns für das „Dolphin Restaurant“ und wurden nicht enttäuscht. Hier wurden wir auch darauf aufmerksam gemacht, dass am nächsten Tag ein Beach Cleanup stattfinden sollte, an dem wir gerne teilnehmen wollten. Wir ließen den Abend in der „Surfers Bar“ ausklingen, wo wir erneut von aufdringlichen Verkäufern belagert wurden. Dies ging sogar so weit, dass Kinder mit Bechern rumliefen und die Gäste mit „Give me money!“ dazu aufforderten, ihnen Geld zu geben.

Der nächste Tag startete mit einem fantastischen Frühstück im „Bush Radio“. Die Stärkung aus Insta-tauglichen Smoothie-Bowls gespickt mit Powerfoods wie Chiaseeds und Gojibeeren sowie Mashed-Avocado-Toasts und Caramel-Flavoured-Iced-Lattes hatten wir dringend nötig, denn das anstehende Beach Cleanup forderte alles an Kraft und Ausdauer. Je weiter man sich von den Touristenstränden entfernte, desto mehr erinnerte der Strand an eine Müllhalde. Die Organisation „Lombok Plastic Free“ organisiert hier jeden Monat ein Beach Cleanup, bei dem mit vereinten Kräften Tonnen von Plastik und anderem Müll entsorgt werden. Wir waren überwältigt von der Anzahl an Touristen und Einheimischen, die bei der Aktion mithalfen. 5.000.000 Plastiktüten, 638 Plastiklöffel (wovon Valeria mindestens 23 Stück aufgesammelt hat) und 3 Barbiepuppenköpfe später wurden die vollen Säcke auf einen LKW gepackt und wir waren reif für die Dusche. Vielen Dank an dieser Stelle an #lombokplasticfree!!!

 

Völlig ausgehungert machten wir uns am Abend auf die Suche nach einem leckeren Abendessen und fanden das „Friendly Warung“, das sich doch ganz nett anhörte. Nicht mehr so friendly fanden wir es, als uns der Kellner nach 1,5 Stunden Warten ignorierte, als wir ihn fragten, wie lange das Essen denn noch dauerte und weshalb die anderen Gäste (die nach uns kamen!!!) schon längst fertig waren mit Essen. Auch nicht mehr so nett fand ich es, als anstatt Pommes (mal wieder) Reis auf meinem Teller war und meine Shrimps extra spicy anstatt ohne scharf waren.

Für Tag 3 war ein Besuch der Höhle „Gua Sumur“ geplant. Nach einem ausgiebigen Frühstück in der „Yogi Bar“ (Achtung: nicht essen bevor die Blogger ihre obligatorischen Fotos gemacht haben) düsten wir auf zwei Rollern los. Beim Abstieg in die Höhle schlug uns bereits der fast unerträgliche Gestank von Fledermaus-Poop in die Nase. Je tiefer man stieg, desto schwerer wurde es zu atmen. Für das perfekte Instagram-Foto verwandeln die Einheimischen die Fledermaus-Höhle in eine Räucherkammer, da so die Sonnenstrahlen, die durch die Löcher in der Decke einfallen, besser sichtbar sind. Was aussah wie Felsen, erwies sich als unzählige Kakerlaken, die sich an den Wänden tummelten. Von den Schlagen, die sich außerdem in den Felswänden aufhielten, bekamen wir allerdings nichts mit.

 

Das nächste Ziel lautete „Mawun Beach“. Während die anderen Rollerfahrer brav Eintritt bezahlten, düste Luca einfach ungebremst an dem „Zöllner“ vorbei. Ha! Wieder 20 Cent gespart! Hier konnten wir endlich mal so richtig entspannen (ohne nervige Verkäufer) und das Meer genießen. Auf dem Rückweg machten wir einen kurzen Zwischenstopp im Café „SHU“, ein wirklicher Geheimtipp mit grandiosem Ausblick.

Fail #1 ereignete sich dann, als wir den Sonnenuntergang von dem uns empfohlenen „Merese Hills Sunset Viewpoint“ genießen wollten. Nach einer 30-minütigen Rollerfahrt, bei der es von einer perfekt geteerten Straße ohne Vorwarnung auf eine Schotterpiste, die nur aus Schlaglöchern bestand, überging, erreichten wir den Aussichtspunkt, als es schon beinahe dunkel war. Außerdem hätten wir wohl eh nichts gesehen, da es an diesem Abend sehr bewölkt war. Also kehrten wir wieder um, setzten uns in eine Bar mit Live-Musik und bestellten Gin Tonic. Hier passierte Fail #2: Anstatt Gin Tonic setzte uns der Kellner (wir bezweifeln bis heute, dass er überhaupt in der Bar gearbeitet hat) Tequila Sunrise vor. Wir reklamierten und bekamen erneut Tequila Sunrise mit der Behauptung, dass es sich dabei um Gin Tonic handelte. Erst nach mehreren Anläufen klappte es dann schließlich und wir bekamen die Gewissheit, dass Gin Tonic auch auf Lombok keine rot-gelbe Farbe hat.

Kommen wir zu Fail #3: Naddolfs und Valerias Hostel. Da die beiden anders als geplant eine Nacht länger auf Lombok bleiben wollten, mussten sie sich für diese noch ein Zimmer buchen. Booking.com pries hier das „Dream Hostel“ für 7 € die Nacht für zwei Personen an. Ein richtiges Schnäppchen also! Im Endeffekt stellte sich aber heraus, dass es sich dabei nicht um die traumhaften Bungalows handelte, in denen Mamo untergebracht war. Vielmehr wurde man bei der Buchung unbemerkt zu einem Hostel weitergeleitet, das eher an einen Schauplatz aus Criminal Minds erinnerte, als an eine Unterkunft, in der man gerne verweilt. Vor allem das Bad hatte Grusel-Charakter: ein Loch in der Decke, durch das uns (in unserer Vorstellung) Augen anstarrten, Zähneputzen musste man unter der Dusche und die Matratze lebte gefühlt auch schon. Aber immerhin war das Frühstück im Zimmerpreis enthalten.

Last but not least: Fail #4. Wir hatten unsere Roller auf einem öffentlichen Parkplatz geparkt und wollten diese auf dem Nachhauseweg mitnehmen. Das Problem hierbei war, dass einer der Schlüssel verschwunden war. Da wir dachten, dass wir ihn beim Radwende- und Handstandüberschlagmachen auf dem Weg verloren hätten, fuhren wir die Strecke nochmals mit dem anderen Roller ab. Doch leider ohne Erfolg. Also machten wir uns auf den Heimweg und wollten dort in Ruhe nach dem Schlüssel suchen. Wie die meisten wissen, ist die Handtasche einer Frau – und sei sie noch so klein – ein Mysterium. Obwohl ich davor (WIRKLICH!) zigmal nachgeschaut habe, war der Schlüssel schlussendlich doch in meiner Tasche. (Ich glaube ja immer noch, dass Luca ihn da im Nachhinein heimlich versteckt hat). Also lief Luca am nächsten Morgen zum Parkplatz, um den Roller zu holen und kam alleine zurück - der Roller war weg. Geklaut. Unser Roller-Vermieter fand das natürlich nicht so lustig (wir übrigens auch nicht) und wollte, dass wir den Roller bezahlten oder zur Polizei gingen. Im zweiten Fall hätten wir laut seiner Aussage dann aber 4 Tage länger auf der Insel bleiben müssen. Da man ohne etwas im Magen bekanntlich nicht klar denken kann, beschlossen wir, erst einmal frühstücken zu gehen. Auf dem Weg dorthin spielten wir alle möglichen Optionen durch inklusive Pros und Cons. Sollten wir den Roller einfach bezahlen? Zur Polizei gehen? Was passierte wohl, wenn wir uns einfach aus dem Staub machten? Würden wir überhaupt durch die Flughafenkontrolle kommen? Oder sollten wir besser die Fähre zurück nehmen? Denn da gab es keine Passkontrolle. Was war mit unseren Rucksäcken? Die lagen noch im Hotelzimmer, wo auch der Rollervermieter wartete. Während wir so hin und her überlegten, kamen wir an der „Surfers Bar“ vorbei, wo uns einer der Boys zuwinkte. Nachdem Naddolf ihm unser Leid über den geklauten Roller geklagt hatte, meinte er plötzlich, dass die Einheimischen die Roller manchmal nachts zu sich nehmen, um darauf „aufzupassen“ und dass wir doch mal gegenüber des Parkplatzes im Restaurant nachfragen sollten. Gesagt getan. Als wir dort dann nachfragten, kam uns so langsam der Verdacht, dass das nicht alles mit rechten Dingen zuging und wir den Roller vermutlich nur gegen ein Lösegeld wiederbekommen würden. Doch nicht mit uns. Während Naddolf die Locals mit ihren Redekünsten einlullte, schlich sich Luca in einen der Hinterhöfe, wo unser Roller samt der zwei Helme stand, und rettete ihn. Doch das war noch nicht das Ende der Geschichte: keine zehn Minuten später – wir hatten den Roller mittlerweile dem Vermieter zurückgebracht – hielt ein schmieriger Typ hinter uns und meinte, dass wir seinem Freund Geld geben sollten, da er ja schließlich die ganze Nacht auf unseren Roller aufgepasst hätte. 200.000-300.000 IDR (umgerechnet 13-10 €) wären angemessen. Als wir ihm 20.000 IDR geben wollten, meinte er, damit bräuchten wir gar nicht erst anzufangen. Gut, dann eben nicht…

 

Fazit: Tagsüber erinnert Lombok eher an einen verlassenen DDR-Badeort (Lucas Vergleich) mit teilweise wunderschönen Stränden, an anderen Orten versinkt die Insel dagegen in Müll. Abends erwacht vor allem das Örtchen Kuta dann zum Leben, wenn jeden Tag in einer anderen Bar Live-Musik gespielt wird und die Surfer von ihren Ausflügen zurückkehren.


Schau dir auch meine anderen Beiträge zu Indonesien an