Vietnam hat uns den Start nicht gerade leicht gemacht. Alles fing damit an, dass wir auf Koh Rong Sanloem in Kambodscha zwei Tage lang kein Geld mehr abheben konnten („Sorry, out of cash for today“) und somit am Tag unserer Weiterreise nur ein spartanisches Frühstück hatten, was noch fatale Folgen haben sollte. Der Plan war, nach unserer Überfahrt mit dem Boot schnell zu einem ATM zu gehen und uns dann noch Proviant für die anstehende Fahrt zu kaufen. Doch dazu sollte es nie kommen. Die 45-minütige Überfahrt mit dem verspäteten Speedboat war alles andere als angenehm. Man konnte sich mehr oder weniger entscheiden zwischen völliger Übelkeit, Schädel-Hirn-Trauma oder Wet-T-Shirt-Contest. Für manche gab es auch das volle Programm. Nach einer schier endlosen Fahrt kamen wir schließlich in Sihanoukville an, von wo aus unser Bus weiter nach Vietnam fahren sollte. Unser Plan, noch schnell Geld abzuheben ging leider vorerst in die Hose, da keiner der unzähligen Geldautomaten was ausspucken wollte. Als wir schließlich doch noch Glück hatten, bekamen wir leider nur einen 100 Dollar-Schein, mit dem wir nichts kaufen konnten, da keiner so viel Geld wechseln konnte. Also mussten wir uns mit leeren Bäuchen (mittlerweile war es 19:00 Uhr) in den engen Schlafbus legen, was unsere Laune nicht gerade hob. Dafür hatten wir mal wieder Magen-Darm – immerhin etwas. Nach 6,5 Stunden wurden wir unsanft aus unserem unruhigen Schlaf gerissen und mussten in Phnom Penh aussteigen und eine weitere Stunde auf den nächsten Bus warten. Dieser fuhr uns dann in 4,5 Stunden zur kambodschanisch-vietnamesischen Grenze, wo wir unsere Backpacks ausladen mussten, nur um sie nach der offiziellen Ausreise aus Kambodscha wieder einladen zu können. Hier erfuhren wir auch, dass unser geplantes Visa on Arrival eigentlich gar nicht wirklich on arrival war, da wir es vorher hätten beantragen müssen. So wie wir eingereist waren, konnten wir nur 15 Tage in Vietnam bleiben. Unser Heimflug ging aber erst 31 Tage später. Aus- und direkt wieder einzureisen war auch keine Option, da man erst nach 30 Tagen wieder ohne Visum neu einreisen konnte. Die mittlerweile fast 24 Stunden ohne Essen waren auch keine große Hilfe, was unsere Laune betraf. Nach weiteren 2,5 Stunden Fahrt, unzähligen Zwischenstopps und ohrenbetäubender Musik wurden wir schließlich in Ho Chi Minh am Straßenrand auf einer Müllhalde rausgeworfen und uns selbst überlassen. Unser erster Weg führte uns folglich erst einmal zu einem ATM und anschließend auf direktem Weg in irgendein Café, um etwas zu essen. Um unser kleines großes Problem, was unser Visum betraf, zu lösen, führte uns unser nächster Weg zum deutschen Konsulat, nur um dort zu erfahren, dass wir zurück ans andere Ende der Stadt fahren mussten, um bei der Behörde für Ein- und Ausreise nachzufragen. Die wiederum erklärten uns nach ewigem Warten, dass das Visum nur bei einer Travel Agency beantragt werden könne. Da wir am selben Tag noch nach Hanoi weiterfliegen mussten, machten wir uns (dank des Corona-Virus mit Mundschutz) ohne wirkliche Lösung für unser Problem auf den Weg zum Flughafen. Und so landeten wir nach 28 Stunden endlich in Hanoi und wollten nur noch in unsere Unterkunft. Unser Busfahrer hingegen hatte andere Pläne und rauchte erst einmal genüsslich Bong, bevor er uns in halsbrecherischem Tempo in die Innenstadt fuhr. Endlich im Hotel angekommen teilte uns der überaus freundliche Rezeptionist mit Stolz mit, dass wir ein schönes Zimmer mit Balkon bekämen … im 6. Stock … ohne Aufzug! Doch auch diesen Weg schafften wir schließlich und wollten nach einer kurzen Pause (mittlerweile war es fast 22:00 Uhr des Folgetages) nur noch eine Kleinigkeit essen gehen. Doch, wie sollte es auch anders kommen – alle Essensstände auf der Straße hatten bereits geschlossen und wir fanden nur noch ein Café, in dem das Essen eine Zumutung war und wo uns am Ende zu allem Überfluss auch noch 30 % Service-Gebühren in Rechnung gestellt wurden!
Was für ein Tag! Hoffentlich hielt der nächste weniger Probleme für uns bereit.
Und das tat er! Wir waren kaum aus unserer Unterkunft, da trafen wir auf zwei Jungs, die sich gerade Motorräder gekauft hatten und uns ein paar Infos darüber gaben. Gepackt von Abenteuerlust und dem Wunsch, das ganze Land hautnah zu erleben, fuhren wir zur empfohlenen Werkstatt und kauften ohne groß zu überlegen (und ohne Ahnung oder einen Motorradführerschein zu haben) zwei Motorräder, mit denen wir bis nach Saigon fahren wollten. Doch zuvor musste noch unser kleines großes Visa-Problem geklärt werden. Wir klapperten also ein paar Travel Agencies ab und fanden schließlich eine vertrauenswürdige Frau, die unsere Reisepässe innerhalb von 4 Werktagen verlängern wollte. Das bedeutete zugleich, dass wir noch einige Tage in Hanoi bleiben mussten (das Wochenende lag noch dazwischen). Wir wohnten bei der St. Joseph's Cathedral im Französischen Viertel, was eine sehr gute Ausgangslage für Entdeckungstouren durch die Stadt war. Unser erstes Ziel war die Hanoi Train Street, in der süße kleine Cafés direkt an den Gleisen lagen und wo je nach Wochentag mehrmals täglich ein riesiger Zug durchraste. Und riesig ist hier noch untertrieben. Links und rechts konnte man kaum stehen, ohne mitgerissen zu werden. Wir beobachteten das ganze Spektakel von einem Balkon aus, wo wir den Zug hautnah spüren konnten. Eine einzigartige Erfahrung!
Der nächste Tag startete wieder einmal nicht so toll. Wie es schien, waren wir nicht die einzigen Bewohner des Hotelzimmers - wir zählten 63 Stiche allein an meinen Beinen. Bettwanzen! Wäre ja auch zu schön gewesen. Zudem musste ich nach 3 Wochen Dauerdurchfall einsehen, dass es Zeit für einen Arztbesuch war. Das naheliegende Krankenhaus erwies sich aber als nicht auf Touristen ausgelegt, denn keiner der Ärzte konnte Englisch. Also fuhren wir ins Vinmec Hospital, wo uns von einem Anzugträger die Autotür aufgehalten wurde und wir von einem Violinisten in der Eingangshalle begrüßt wurden. Nach mehreren Tests bekam ich schließlich Antibiotika, Probiotika und noch andere Pillen verschrieben und wir waren entlassen. Den Rest des Tages verbrachten wir mit der Planung unserer Route, was nicht gerade einfach war. Da die Wetterverhältnisse, insbesondere im Norden Vietnams, sehr schnell umschwenken können, mussten wir uns noch mit entsprechender Kleidung ausstatten. Wir klapperten unzählige Läden ab, auf der Suche nach Helmen, Jacken, Handschuhen, Regenschutz, Mülltüten für die Rucksäcke, Schlössern und vielem mehr.
Was wir uns auf keinen Fall entgehen lassen wollten, war der berühmte Egg Coffee, schwarzer Kaffee mit einer cremigen Schicht aus Eigelb, Zucker und Kondensmilch. Hört sich nicht gerade appetitlich an, ist aber besser als gedacht. Viel besser! Gestärkt von der vietnamesischen Spezialität machten wir uns auf den Weg zum Hoa Lo Prison, ein Gefängnis, das von den Franzosen gebaut wurde und in dem die Insassen unter menschenunwürdigen Bedingungen ihr Leben fristen mussten. Weniger bedrückend war dafür unser Besuch im Thang Long Water Puppet Theatre, wo wir einige vietnamesische Geschichten kennenlernen durften.
Um die Woche Wartezeit auf unsere Reisepässe zu überbrücken, unternahmen wir eine zweitägige Bootstour durch die Halong Bay. Wir waren überwältigt von den riesigen Kalksteinfelsen. Auf dem Programm standen der Besuch einer Perlenfarm, Kayak fahren, der Viewpoint Ti Top, Tintenfisch-Angeln (wir haben leider nur eine Qualle gefangen), die Surprise Cave und vieles mehr. Das Essen auf dem Boot war hervorragend und wir hatten eine tolle Zeit mit Menschen aus Malaysia, Argentinien, England und Frankreich.
In letzter Minute mussten wir unsere geplante Route (Sa Pa bzw. Ha Giang Loop im Norden) canceln, da für die nächsten Tage Dauerregen angesagt war. Und so hieß unser neues Ziel: Mai Chau. Doch der Morgen startete nicht gerade gut, denn irgendwie schien ich das Antibiotikum nicht so recht zu vertragen und es landete schlussendlich samt meinem Frühstück im Klo. Wir machten uns trotzdem auf den Weg, der noch so einige Herausforderungen mit sich bringen sollte.
Tag 1: Hanoi - Mai Chau (148 km)
Wir starteten direkt von der Werkstatt, da diese bereits im Norden Hanois lag und wir so nicht durch den chaotischen Verkehr der Innenstadt fahren mussten. Trotzdem wurde ich nach nur 200 m fast vom Motorrad gefegt. Gerade nochmal gut gegangen. Die ersten Stunden verliefen ohne weitere Zwischenfälle, bis es schließlich zu regnen anfing. Ab da ging alles schief. Plötzlich eine Herde Wasserbüffel auf 12 Uhr, Regen und Schmutz auf der Fahrbahn und hinter mir krachte es. Doch wir hatten Glück im Unglück. Da wir aufgrund des Regens nicht so schnell gefahren waren, kam Luca mit einer kaputten Hose und ein paar blauen Flecken davon. Das Motorrad hatte hingegen mehr gelitten, denn unter anderem war der Lenker verbogen und nun locker. Keine 5 Minuten später wurden wir von einem entgegenkommenden LKW-Fahrer auf eine weitläufige Ölspur auf unserer Fahrbahn hingewiesen. Als Anfänger am Berg anzufahren plus Regen plus Ölspur konnte ja nicht gut gehen und so war das nächste Unglück schon vorprogrammiert. Ich landete im Graben und war voll mit Schlamm. Doch auch hier hätte es schlimmer kommen können, denn direkt nebendran ging es den Abhang hinunter. Völlig frustriert mussten wir dann auch noch feststellen, dass der Anlasser meines Motorrads nicht mehr funktionierte und auch der Kickstarter nutzlos war, da ihn die Idioten in der Werkstatt nur mit einem Draht befestigt hatten (danke hierfür, ihr *****!). Und so standen wir also im Regen inmitten der Ölspur und ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Es trennten uns noch 50 km von unserem Ziel. Sollte unser Abenteuer schon am ersten Tag zu Ende sein?! Luca schaffte es schließlich nach zahlreichen Anläufen und unter meinen Flüchen, das Baby wieder zum Laufen zu bringen. 1,5 Stunden später erreichten wir dann doch noch unser Homestay, brachten beide Motorräder in die Werkstatt und wollten eigentlich nur noch eine Dusche und ins Bett. Das mit der Dusche hatte sich dann aber auch erledigt, denn es gab kein Wasser mehr. Auch egal, denn wir hatten unsere erste Etappe zumindest überlebt.
Tag 2: Mai Chau - Ninh Binh (133 km)
Unsere zweite Etappe verlief ohne große Zwischenfälle. Wir mussten zwar wieder Wasserbüffeln und einer Oma ausweichen, wurden von gestörten LKW-Fahrern zur Seite gedrängt und sahen einen Mann, der nach einem Unfall regungslos auf dem Boden lag, wir erreichten Ninh Binh aber unversehrt und waren sehr erleichtert darüber. Wir übernachteten erneut in einem süßen Homestay bei einer sehr sympathischen Familie und wurden am Abend vom Nachbarn auf ein paar Tässchen Tee eingeladen. Er hatte vor 20 Jahren für eine Weile in Chemnitz gearbeitet und freute sich darüber, ein bisschen deutsch zu sprechen. Außerdem durfte Luca noch seine Bong ausprobieren.
Tag 3: Ninh Binh
Den nächsten Tag verbrachten wir in Ninh Binh, wo wir die Bich Dong Pagoda besuchten, eine Runde in Tam Coc spazieren gingen und die unzähligen Stufen zum Hang Mua Viewpoint hinaufstiegen. Als wir am Abend etwas essen wollten, mussten wir uns mit Händen und Füßen und mithilfe von Google Translator verständigen, der uns dann allerdings einige eher fragwürdige Gerichte präsentierte. Unter anderem standen "Wo ist der Windsurf", "Gebratene Wolken", "Mama wischt Eier", "Täuschung geräuchert", "Eingebetteter Schmutz", "Übermäßiger Staub", "Drei Köder nur Vieh", "U-Bahn", "Bevorzugte Mäuse aufgeteilt", "Erdbeersurfen", "Scheiße", "Magenstrahl", "Holen Sie sich Taubenbrei" und "Öldichtung" auf dem Menü. Vielleicht lassen wir das Abendessen heute doch ausfallen ...
Tag 4: Ninh Binh - Thai Hoa - Thanh Chuong (238 km)
Die nächste Etappe führte uns über Thai Hoa nach Thanh Chuong, ein süßes Städtchen, in dem uns die Bewohner freundlich zuwinkten und grüßten und wir mit einem Opa und seinen Enkel im Park tanzten und Ball spielten. Die Fahrt dorthin führte uns durch grüne Landschaften und kleine Dörfer, wo man stets auf Hunde, Kühe und Ziegen achten musste. Doch mittlerweile hatten wir uns an die spontanen Bremsmanöver gewöhnt und auch die hupenden vorbeibrausenden LKWs machten uns nicht mehr so viel Angst wie am Anfang. Der Besitzer unseres Homestays kochte extra für uns typisch vietnamesische Gerichte und wir fühlten uns rundum wohl.
Tag 5: Thanh Chuong - Phong Nha (225 km)
In den letzten Tagen hatten wir gelernt, dass man nie wusste, was hinter der nächsten Kurve auf einen wartete. Vielleicht eine Büffelherde mitten auf der Straße, Hühner, Hunde, Ziegen, oder doch ein Känguru? Man musste zu jeder Zeit aufmerksam sein und durfte sich nicht von der unglaublich schönen Landschaft ablenken lassen. Aus diesem Grund hielten wir lieber einige Male an, um den Ausblick zu genießen. Bei einem unserer Stopps musste ich dann leider feststellen, dass meine Handykamera durch die ständige Vibration der Halterung kaputt gegangen war. Zehn Minuten später fiel dann auch noch Lucas Handy aus der Halterung auf die Straße und das Display zersprang. Das Glück war mal wieder nicht auf unserer Seite. Dafür wurden wir bei unserer Ankunft mit einer unglaublich schönen Unterkunft mit Bergblick und Pool belohnt, die wir ganz für uns allein hatten.
Tag 6 & 7: Phong Nha
Um uns etwas von den Strapazen der Fahrt zu erholen (die Finger meiner rechten Hand funktionierten irgendwie nicht mehr so recht), beschlossen wir, 3 Nächte in Phong Nha zu bleiben. Hier brachten wir unsere Motorräder erst einmal in eine Werkstatt, um einen Ölwechsel machen zu lassen und besuchten anschließend The Duck Stop, eine Entenfarm, wo wir auf dem Wasserbüffel Donald Trump reiten und die quakenden Enten füttern durften. Ein Riesenspaß! Da es schönes Wetter war, wollten wir den Rest des Tages am Pool verbringen. Doch das nächste Unglück wartete schon auf uns: ein platter Reifen irgendwo im Nirgendwo. Wir parkten also das Motorrad auf dem Hof einer Familie und fuhren mit dem anderen in die Stadt zu unserem Mechaniker zurück. Nach mehreren Stunden war der Reifen endlich gewechselt und wir verabschiedeten uns von der Familie mit dem süßen Baby. Als wir schließlich zu Hause ankamen, fing es an zu regnen - Pool adieu!
Tag 8: Phong Nha - Hué (206 km)
Die Fahrt von Phong Nha nach Hué war ziemlich windig, verlief aber zum Glück ohne Zwischenfälle. Da es erst Nachmittag war als wir in Hué ankamen, machten wir uns auf den Weg zum einheimischen Markt Dong Ba Market und schlenderten danach am Parfüm-Fluss entlang.
Tag 9: Hué - Hai Van Pass - Da Nang (135 km)
Bevor wir unsere Weiterreise nach Da Nang antraten, fuhren wir zu einem verlassenen Wasserpark. Hier wartete eine riesige Drachenstatue und verschiedene Wasserrutschen auf uns. Ein magischer Ort, der uns ein wenig an den Abandoned Amusement Park in Myanmar erinnerte.
Da der Highway von Hué in Richtung Hai Van Pass voll mit vorbeirasenden LKWs war entschieden wir uns für eine etwas weniger befahrene Straße am Meer entlang. Zwar dauerte die Fahrt dadurch länger, wir fühlten uns aber deutlich sicherer. Der Hai Van Pass war eines unserer Highlights beim Motorrad fahren. Die Aussicht war atemberaubend und wir mussten aufpassen, dass wir vor lauter Schauen auf der richtigen Spur blieben. Erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir unser Ziel Da Nang und trafen Dean (aus Nepal), der mit uns in die Altstadt von Hoi An fuhr und bei dem wir eine Nacht schlafen durften.
Tag 10: Da Nang- Ba Na Hills - Hoi An (82 km)
Am 10. Tag unseres Roadtrips fuhren wir mit unseren Motorrädern in die Ba Na Hills, die etwa 1 Stunde von Da Nang entfernt liegen. Mit einer Seilbahn ging es zur 1356 m hohen Golden Bridge, ein unglaubliches Kunstwerk, das aus einer goldenen Brücke besteht, die von zwei überdimensionalen Händen gehalten wird. Doch das war lange noch nicht alles, was der Park zu bieten hatte. Auf uns wartete eine 27 m große Buddha-Statue, ein Meditations-Garten, ein französisches Viertel, eine riesige Spielhalle und viele weitere Sehenswürdigkeiten. Einfach unglaublich, was dort so hoch oben errichtet wurde. Auf dem Heimweg ließ uns das Glück dann allerdings wieder im Stich, denn nicht nur einmal legte es mich fast hin, da mein Hinterrad beim Schalten plötzlich blockierte. Wir schafften es dennoch heil bis nach Hoi An zu unserer nächsten Unterkunft und wollten direkt am nächsten Morgen (erneut) eine Werkstatt aufsuchen.
Tag 11 - 13: Hoi An
Wir brachten also unsere Motorräder in eine uns empfohlene Werkstatt und versuchten dem desinteressierten Vietnamesen zu erklären, wo das Problem lag. Er wollte es bis zum Abend repariert haben und wir machten uns gut gelaunt auf den Weg zum Strand. Dumm wie Brot verließ ich mich bei der Abholung auf die Aussage des Mechanikers, dass alles wieder gut sei und testete es nicht selbst. Erst am darauffolgenden Abend, als wir ins Stadtzentrum von Hoi An aufbrechen wollten, bemerkten wir, dass zwar die Kette gekürzt wurde, das eigentlich Problem aber nicht behoben war. Komplett gefrustet fuhren wir also nochmals bei der Werkstatt vorbei, nur um dort zu erfahren, dass es sich um ein gröberes Problem handeln musste, das mindestens 2 Tage beanspruchen würde - wir wollten eigentlich am nächsten Tag weiterfahren. Vergeblich suchten wir nach einer anderen Werkstatt, die dafür weniger Zeit brauchen würde, hatten aber kein Glück. Ein uns vertrauenswürdiger Mechaniker erklärte sich schließlich dazu bereit, für 500.000 VND extra bis zum nächsten Abend fertig zu sein. Mit neuer Hoffnung ließen wir mein geliebtes Baby dort und genossen noch ein wenig die wunderschöne leuchtende Altstadt von Hoi An.
Da mein Motorrad unsere Pläne über den Haufen warf, waren wir wohl gezwungen, noch einen Tag in unserem wunderschönen Homestay (mit sooo leckerem Frühstück) und am An Bang Beach zu verbringen. Bevor wir am Abend zurück zur Werkstatt gingen, wollten wir nochmal in die schöne Altstadt von Hoi An fahren, um die unzähligen Lampen und Lichter zu genießen. Als wir um 19:04 bei unserem Mechaniker ankamen war dieser gerade im Begriff dazu, seine Garage abzuschließen. "19:00 war abgemacht," meinte er. Deutsche Pünktlichkeit also auch in Vietnam. Das war gerade nochmal gut gegangen. Und wer hätte das gedacht: mein Motorrad funktionierte wieder einwandfrei!
Nun stellte sich uns also die Frage: Bikes verkaufen und mit dem Bus nach Ho Chi Minh oder selbst weiterfahren, immer mit dem Risiko, dass noch mehr kaputt ging und wir es nicht rechtzeitig zu unserem Ziel schafften...?
Wie ihr es euch wahrscheinlich schon denken könnt - wir fuhren weiter. Wäre sonst ja auch viel zu langweilig geworden, so ganz ohne Nahtoderlebnisse dank der überaus rücksichtsvollen LKW- und Busfahrer...
Tag 14: Hoi An - Quy Nhon (292 km)
Deshalb verabschiedeten wir uns am nächsten Morgen von unseren herzlichen Gastgebern in Hoi An und machten uns auf den Weg nach Quang Ngai, ein Zwischenstopp zu unserem eigentlichen Ziel Quy Nhon. Damit wir nicht die ganze Strecke auf der Hauptstraße mit hunderten von Trucks verbringen mussten, entschieden wir uns für eine andere Straße, die dann aber (nachdem wir bereits eine halbe Stunde gefahren waren) für Motorradfahrer gesperrt war. Na toll, wir mussten umkehren. Zu allem Überfluss fing es dann auch noch an zu regnen. An diesem Tag bekamen wir es wieder von allen Seiten ab: wir wurden abgedrängt von rasenden Bussen, LKWs kamen uns mit lautem Hupen und Lichtsignal auf unserer Fahrbahn entgegen, eine Oma auf dem Fahrrad (und auf unserer Spur) sorgte dafür, dass wir fast mit einem anderen Fahrzeug kollidierten und der starke Wind warf uns ein paar Mal - im wahrsten Sinne des Wortes - fast aus der Bahn. Ich musste nicht nur 1x den Mittelfinger auspacken, um meinem Ärger Luft zu machen. Trotz allem entschieden wir uns kurz vor Quang Ngai dazu, die weiteren 2:20 Stunden auf uns zu nehmen, um wenigstens einen Tag wieder reinzuholen. Da uns Google Maps nicht nur einmal über Umwege schickte, erreichten wir Quy Nhon schließlich bei Anbruch der Dunkelheit, nach 8,5 Stunden Fahrt. Trotz Fieber und Bauchschmerzen hatten wir es geschafft und waren heil angekommen.
Tag 15 & 16: Quy Nhon
In Quy Nhon stand außer Essen und am Strand Entspannen nicht mehr viel auf dem Programm. Wir ließen unsere Motorräder putzen und neu lackieren, um sie dann besser verkaufen zu können.
Tag 17: Quy Nhon - Nha Trang (207 km)
Wir erreichten Nha Trang nach einer schier endlosen Fahrt und freuten uns auf unser Zimmer mit Meerblick und Infinitypool auf dem Dach (und das alles für insgesamt 18 € #lovevietnam).
Tag 18: Nha Trang - Mui Né (230 km)
Die Strecke von Nha Trang nach Mui Né sollte unsere letzte Etappe sein, da wir geplant hatten, unsere Motorräder in Mui Né zu verkaufen. Wir freuten uns schon darauf, endlich unsere Hände und Popöchen schonen zu können. Die Strecke zog sich wie Kaugummi, vorbei an Geisterhotelanlagen, verlassenen Gebäuden und weißen Sanddünen. Wieder einmal mussten wir feststellen, dass auf Google Maps kein Verlass war, da wir mit den Motorrädern nicht über die Mautstraße fahren durften. Das kostete uns weitere 1,5 Stunden. Doch auch die schafften wir schließlich.
Tag 19 - 21: Mui Né
Mui Né stand unter dem Motto "Motorräder an den Mann (oder auch die Frau) bringen". Anstatt also den ganzen Tag am Pool oder Strand zu chillen, klapperten wir Werkstätten ab und entwarfen Flyer, die wir dann in den umliegenden Hostels verteilten. Als wir den Besitzern unseren stolzen Preis für die Zweiräder nannten, schmunzelten diese nur ungläubig. "Niemals sind die so viel wert," bekamen wir des Öfteren zu hören. Werden wir ja noch sehen... Eines unserer Highlights in Mui Né waren die Red Sand Dunes, wo wir uns zwei Schlitten (eigentlich nur billige Plastik-Matten) ausliehen, mit denen wir dann die steilen Dünen hinabdüsten. Trotz des ganzen Sandes, den wir dann wirklich in jeder Pore und jeder Naht unserer Kleidung fanden, machte das Ganze einen riesen Spaß. Und dann tatsächlich, wir hatten es ja schon fast nicht mehr geglaubt, meldete sich jemand auf unseren Flyer. Kelsey hatte Interesse an einem der Motorräder. Sie unternahm eine Probefahrt und kaufte mein Motorrad schließlich samt Ausrüstung und Helm für 320 $ (unser Kaufpreis lag bei 350 $). Eigentlich gar nicht schlecht dafür, dass uns die Einheimischen keine 100 $ mehr dafür gezahlt hätten. Das hieß gleichzeitig aber auch, dass Luca nun alleine mit dem Motorrad ins 200 km entfernte Ho Chi Minh, unserer Endstation, fahren musste.
Tag 22: Mui Né - Ho Chi Minh (203 km)
Tag 22 - 24: Ho Chi Minh
Für Luca ging es also mit dem Motorrad, für mich in einem extrem platzangstheraufbeschwörenden Schlafbus nach Ho Chi Minh. Wir schafften die Fahrt beide ohne größere Blessuren und verkauften noch am selben Tag Lucas Motorrad für 250 $ (Kaufpreis 280 $) an Max aus UK.
Am Tag unserer Abreise dann nochmal ein Schock: unser Visum war einen Tag drüber und der Beamte wollte uns nicht ausreisen lassen. Wir wurden in ein Hinterzimmer gebracht und uns wurde nahegelegt, die Geldbörse zu öffnen, da wir sonst heute nicht mehr ausreisen würden. Dieses Mal mussten wir wohl oder über nachgeben...
Auf unserer Reise durch Vietnam legten wir insgesamt knapp 2.000 km (Luca sogar über 2.000 km) zurück. Bereits am ersten Tag hatten wir beide einen Unfall, bei dem wir zum Glück glimpflich davongekommen waren und der uns nicht davon abhielt, unsere Reise fortzusetzen. Gefühlt fuhren wir dem Corona-Virus davon, denn immer, wenn wir eine Stadt verlassen hatten, wurde sie 1-2 Tage später abgeriegelt. Am Tag unseres Abflugs durften Unterkünfte keine Touristen mehr aufnehmen und Restaurants mussten schließen. Von anderen Reisenden hörten wir Horrorgeschichten, dass sie beispielsweise auf der Straße nichts mehr zu Essen kaufen konnten, da die Einheimischen sie fortschickten oder dass Hostels von Polizisten abgeriegelt und für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt wurden. Wir blieben von solchen Zwischenfällen zum Glück verschont und konnten das Beste aus unserer Reise machen.
Nach 6,5 Monaten, 7 Ländern, 15.273 Fotos, 348 Problemen und mindestens ebenso vielen Moskito-Stichen, geht unsere Reise zu Ende. Wir dürfen uns unglaublich glücklich schätzen, so viel gesehen und erlebt zu haben. Wir bestiegen Berge, schauten die unglaublichsten Sonnenaufgänge auf Vulkankratern, schliefen in einem Zelt direkt am Strand, erkundeten verlassene Orte, lernten surfen, wurden beinahe ausgeraubt, während wir auf einem Roller fuhren, wir erlebten tausende von Flughunden, die in den Sonnenuntergang flogen, gingen mit Schildkröten und Mantas schnorcheln, kletterten auf Pagoden (und schafften es beinahe nicht mehr runter), wir sahen Komodo Warane, lernten eine neue Sprache (mehr oder weniger gut #nasigoreng), bestaunten das größte Säurefass der Welt, probierten Mushroom-Shakes, fanden uns, wir gerieten in einen Streit mit einem Beamten an der Grenze, da wir ihm kein Schmiergeld bezahlen wollten, überlebten die schrecklichsten nicht endenden Busfahrten mit Magen-Darm-Problemen und unzähligen Kotztüten, lernten die süßesten Einheimischen kennen und sammelten Erinnerungen, die wir so schnell nicht wieder vergessen werden.
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