Die Reise aufs Festland, auf die wir uns mit am meisten gefreut hatten, startete mit einer Reihe von Desastern. Mit der Fähre setzten wir von Sansibar nach Dar es Salaam über. Obwohl es eigentlich überhaupt keinen Seegang gab, begannen sich die Fahrgäste nach kurzer Zeit von allen Seiten her zu übergeben. Die Würgelaute, die sie dabei von sich gaben, führten dazu, dass auch wir die vorsorglich gereichten Kotztüten zur Hand nahmen, denn hier nutzten selbst die vorher eingeworfenen Vomex nichts mehr. Die knapp zwei Stunden dauernde Überfahrt schien kein Ende zu nehmen und trotz Kopfhörern und Musik auf voller Lautstärke konnten wir die Speienden nicht übertönen.
Als das langersehnte rettende Land endlich erreicht war folgte der nächste Schock: völlig überfordert von den vielen Menschen, dem Verkehr und der drückenden Mittagshitze versuchten wir uns zu orientieren und suchten mit unserem Gepäck den Weg Richtung Unterkunft, entlang an einer vielbefahrenen Straße und offenen Schächten. Trotz eines Warnrufs marschierte Alice mit ihrem pinken Trolley munter weiter und verschwand im Nu bis zur Hälfte im Schacht. Was sich hier vielleicht recht witzig anhört, war es in Wirklichkeit überhaupt nicht. Das Ganze spielte sich nämlich am Rande einer vierspurigen Straße ab, auf welcher Motorroller und Autos gefährlich nahe an dem Unglück vorbeirauschten. Unsere Versuche, Alice aus dem Schacht zu ziehen, scheiterten zunächst kläglich, da wir anderen uns aufgrund unserer überladenen Backpacks kaum bücken konnten. Mit vereinten Kräften schafften wir es schließlich unter Beobachtung und zur Belustigung der Einheimischen, unser Küken wieder ein Stockwerk höher zu hieven. Zum Glück beschränkten sich die Verletzungen auf ein paar Schürfwunden und blaue Flecken - also quasi Glück im Unglück!
In Dar es Salaam waren wir fünf Mädels eine wahre Attraktion; an jeder Ecke wurde getuschelt und im Vorbeigehen riefen sie uns "Mzungu" - reiche Weiße - hinterher (weiß ja, reich eher nicht so). Unsere Unterkunft ähnelte eher dem Schauplatz eines CSI Miami Tatortes, doch zum Glück mussten wir hier nur eine Nacht verbringen. Bevor die Dunkelheit hereinbrach (zu welcher Zeit sich fünf weiße Mädels besser nicht in den Straßen von Dar es Salaam aufhalten sollten), besuchten wir den Kariakoo Market, wo es nahezu alles zu kaufen gab, Hühner eingeschlossen, ganz zum Leidwesen unserer lieben Alice.
Da Safaris in Tansania unglaublich teuer sind, entschieden wir uns für den Mikumi-Nationalpark, wo das Preis-Leistungsverhältnis für Studenten noch einigermaßen akzeptabel und die Aussicht, eine Reihe verschiedener Tiere zu sehen, trotzdem vielversprechend war.
Mit unserem stotternden Guide, dessen Namen wir leider nicht verstehen konnten - wir nannten ihn Toni -, begaben wir uns also früh morgens von Dar es Salaam aus auf eine wilde Fahrt ins Landesinnere, in den 6 Stunden entfernten Mikumi-Nationalpark. Bereits auf dem Weg dorthin winkten uns Affen vom Straßenrand aus zu oder entblößten ihre Hinterteile.
Dann begann das Abenteuer: langsam pirschten wir uns vor und schon nach kurzer Zeit begegneten uns die ersten Giraffen, Elefanten, Zebras, Gnus, Nilpferde, Krokodile, Antilopen, und und und... Eine etwas brenzlige Situation ergab sich, als plötzlich eine ganze Herde Elefanten - wir zählten 25 Stück - samt Baby den Weg versperrten. Einer davon kam direkt auf unseren Wagen zu und einen kurzen Moment dachten wir, der angriffslustige Riese wolle uns aufs Dach steigen. Wir trauten uns kaum zu atmen, geschweige denn uns zu rühren. Nachdem er unser Auto ausreichend beschnüffelt hatte, zog er wieder von dannen und wir konnten aufatmen. Toni erklärte uns später, dass der Elefant scheinbar unsere Bananen, die wir als Proviant eingepackt hatten, gerochen hätte.
Weiter ging die Fahrt zu einem uralten riesigen Baum, der laut Tonis Erzählungen wohl schon mehrere hundert Jahre alt sei und in den man sogar hineinklettern konnte. Im Schatten des mächtigen Baumes machten wir ein Päuschen und aßen unsere Lunchpakete, ehe es weiterging.
Wir sahen noch mehr Elefanten, Giraffen, Zebras, Antilopen (besser gesagt Impalas, wie uns Toni aufklärte) und sogar eine Warzenschweinfamilie, die wir scheinbar gerade bei ihrer Quality time störten und machten uns schließlich erschöpft aber überglücklich über den beeindruckenden Tag in Richtung Unterkunft auf. Völlig unerwartet riss unser Guide da plötzlich das Steuer herum und fuhr schnurstracks zwischen Büschen und Bäumen hindurch, ehe er den Wagen vor einem reglosen Körper zum Stillstand brachte. Dort lag eine Impala, die scheinbar kurz zuvor gerissen wurde. Unser Guide war sich sicher, dass der Leopard in Kürze zurückkommen würde, um sein Opfer zu verspeisen. Also warteten wir... und warteten... und warteten... doch nichts geschah. Da die Dunkelheit schon fast vollständig hereingebrochen war gaben wir schließlich auf, um für den Leoparden nicht noch als Dessert herhalten zu müssen.
Der nächste Morgen begann mit einer Pirschfahrt um 05:30 Uhr. Als wir unsere Unterkunft verließen entdeckten wir Impalas und Gnus, die direkt vor unserer Türe fraßen. Ganz leise, um die Tiere nicht zu erschrecken, schlichen wir zu unserem Wagen und fuhren los. Bisher hatten wir alle Tiere gesehen, die wir uns erhofft hatten, bis auf eines: einen Löwen. Nach einigen Stunden umherfahren hatten wir die Hoffnung schon beinahe aufgegeben, als Toni plötzlich sein Fernglas zur Hand nahm. Keiner von uns wusste so recht, wo er auf einmal so aufgeregt hindüste, bis wir vor einem Baum anhielten. Und darunter lag - sage und schreibe nur 2 Meter von uns entfernt - ein Löwe! Da es eigentlich nicht erlaubt war vom Weg abzufahren, hatten wir nur wenige Minuten Zeit, um das majestätische Wesen zu bestaunen. Dass unser Dach offen war und wir somit leichte Beute für den Löwen waren, fiel uns erst später auf. In jenem Moment hatten wir nur Augen für den König der Tiere.
Yes, this is Africa!
Vielen Dank an meine Travel Buddies Alice, Kira, Lena und Jasi für diese unvergessliche Zeit!
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