Für unseren Trip nach Stone Town beauftragten wir erneut den selbsternannten Taxifahrer Mr. Cheaper. Wie immer saßen wir zu neunt in dem viel zu kleinen Auto, was normalerweise - abgesehen von den zahlreichen blauen Flecken - kein Problem darstellte. Dieses Mal gerieten wir jedoch in eine Verkehrskontrolle, wo auch das Wimpernklimpern und freundliche Lächeln von neun Mzungus nicht mehr weiterhalf. Mr. Cheaper regelte das Ganze dann nach einer hitzigen Diskussion, indem er den Polizisten mit etwas Bargeld (umgerechnet 2 Euro) beide Augen zudrücken ließ.
Weiter ging die Fahrt mit Zwischenstopp auf einer Gewürzplantage, wo wir an einer Spice Tour teilnehmen durften. Hier lernten wir alles Wissenswerte über Nelken, Zimt, Vanille und Muskatnüsse - Schminktipps inbegriffen. Wir konnten an den jeweiligen Blättern riechen, um die Pflanzen zu erraten und kosteten die unglaublich schmackhaften Früchte. Außerdem lud uns einer der Guides zu sich nach Hause ein, wo wir mit ihm und seiner Familie ein überaus leckeres Essen genießen durften.
Highlight des Tages war definitiv der singende Palmenkletterer Hansi, der in schwindelerregender Höhe Kokosnüsse pflückte, dabei "Hakuna Matata" sang und einen Poledance an der Palme für uns hinlegte.
Jambo, Jambo bwana,
Habari gani,
Mzuri sana.
Wageni, Wakaribishwa,
Sansibar yetu,
Hakuna Matata.
Von Stone Town aus fuhren wir am nächsten Tag mit einem eher weniger vertrauenerweckenden Boot nach Changuu oder auch Prison Island genannt, wo wir gemütlich umherschlenderten und Riesenschildkröten fütterten. Jede Schildkröte hatte ihr Alter auf dem Panzer stehen und wir staunten nicht schlecht, als wir eine mit der Zahl 196 entdeckten.
Auf dem Rückweg zum Festland kamen wir am Nakupenda Beach vorbei und hatten Glück: die Sandbank war zu dieser Zeit begehbar, sodass wir das glasklare Wasser genießen, Fischschwärmen hinterhertauchen und bunte Seesterne entdecken konnten. Bevor die Flut zurückkam, begaben wir uns zurück auf unser Boot und setzten den Weg nach Stone Town fort. Kurz vor der Küste dann plötzlich ein Aufschrei: WALE! Und tatsächlich: nur wenige Meter entfernt zogen die atemberaubenden Riesengeschöpfe samt Jungtier an unserem Boot vorbei.
Was für ein unglaublich perfekter Tag!
Stone Town, die Stadt aus Korallenkalkstein, hatte es uns mit ihren vielen Gassen und handgeschnitzten Holztüren besonders angetan. Bei unserem ersten Trip in die Altstadt Sansibars besuchten wir den nächtlichen Forodhani Food Market. Trotz mehrerer Warnungen konnte ich es nicht lassen, die ganzen Leckereien, von süß über salzig bis hin zu undefinierbar zu probieren. Kurze Zeit später musste ich dann leider feststellen, dass ich die so ansprechenden Fleischspieße wohl besser doch nicht hätte verspeisen sollen. Aber lamentieren half ja auch nichts, deshalb machten wir uns (aufgrund von lediglich einer verbleibenden Rolle Toilettenpapier für neun Personen) bei stockfinsterer Nacht auf die Suche nach Nachschub. Glücklicherweise erklärte sich einer der Security-Boys unserer Unterkunft bereit, uns durch den Vorort zu begleiten. Andernfalls bin ich mir bis heute nicht sicher, ob wir wieder heil angekommen wären. Und wer will schon auf dem Weg zum Toilettenpapier kaufen gekidnappt werden?!
Am nächsten Morgen suchten wir uns den Weg durch die vielen verwinkelten Gassen, in denen Einheimische ihre unglaublichen Gemälde zum Verkauf anboten, zum berühmten Zanzibar Coffee House. Um sich im Coffee House bei dem Aufstieg bis ganz nach oben nicht zu verlaufen, brauchte man beinahe schon Google Maps. Doch die Anstrengung lohnte sich: ein großes Turmzimmer mit geöffneten Flügeltüren zu allen Himmelsrichtungen, umgeben von einer 360° Terrasse, erwartete uns. Weit oben über den Dächern Stone Towns schlemmten wir also bei atemberaubender Kulisse und genossen sansibarischen Kaffee. Gesättigt und immer noch vollkommen begeistert beschlossen wir, dass dies nicht unser letzter Besuch sein sollte.
Den Nachmittag nutzten wir, um in unseren bunten Kangas durch die zahlreichen Gassen zu schlendern und in den Shops zu stöbern. Dabei landeten wir durch Zufall bei einer wahren Berühmtheit: eigentlich interessierten wir uns für die handgeschnitzten Miniatur Holztüren; doch nachdem wir mit dem Ladenbesitzer ins Gespräch gekommen waren, erzählte dieser uns von seiner Karriere als Fußballspieler in der sansibarischen Nationalmannschaft. Nationalcoach war kein geringerer als Oliver Pocher. Als Beweis für seine Geschichte reichte er uns sogar ein Fotoalbum, in welchem ihn zahlreiche Bilder mit dem deutschen Komiker zeigten.
Auf unserem weiteren Spaziergang durch Stone Town entdeckten wir immer wieder Babys und Kleinkinder, deren Augen auffallend mit Kohle geschminkt waren, ähnlich dem Muster eines Geparden. Auf Nachfrage erklärte uns ein freundlicher Mann schließlich, dass dadurch die Augen der Kleinen vor Infektionen geschützt werden sollten. Ob nun aus Traditions- oder gesundheitlichen Gründen - es sah auf alle Fälle sehr süß aus.
Um meinen Krankenhausaufenthalt bezahlen zu können, musste ich in Stone Town Bargeld abheben. Wer einmal in seinem Leben mit einer Million in der Tasche herumlaufen will, hat dazu in Tansania die Möglichkeit. Ganze vier Mal musste ich dazu an unterschiedliche Bankautomaten, da pro Tag immer nur eine bestimme Summe ausbezahlt werden konnte.
Wir ließen unseren Trip nach Stone Town mit einem leckeren Abendessen (heute keine Fleischspieße) auf der Dachterrasse des Maru Maru Hotels ausklingen, wo einst schon der ehemalige Präsident der USA, Bill Clinton, gespeist hatte und genossen einen atemberaubenden Sonnenuntergang.
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